Erfahrungsberichte

Franziska Auch, Musiklehrerin Primarschule, Kanton Bern

Franziska Auch

Erfahrungen mit der Music Learning Theory in einer Primarschule

Was hat sich verändert, seit ich die Music Learning Theory im Unterricht anwende?

Ich unterrichte an einer Primarschule die 1. und 2. Klassen (Halbklassen) in «Musikalischer Grundschule». An der 3. – 6. Klasse gebe ich jeweils 2 Wochenlektionen Musik sowie ab der 2. bzw. 3. Klasse die Wahlfächer Flöten und Xylophon in freiwilligen Gruppen. Die Music Learning Theory verändert und bereichert meinen Unterricht seit etwa dreieinhalb Jahren.

Durch die Arbeit mit der MLT sind inzwischen die Pflicht- und Wahlfächer viel besser vernetzt. So kann ich die Inhalte aus dem Musikunterricht in den Wahlfachgruppen vertiefen und beziehe im Instrumentalspiel das mehrstimmige Repertoire ein, welches wir im Musikunterricht singen.

Durch die aufbauenden Levels der Fertigkeiten-Lernsequenzen und die dazugehörigen Musterlieder habe ich einen roten Faden durch alle sechs Schuljahre. Manchmal allerdings führt das zu lustigen Situationen, z.B. wenn ich versehentlich in der 2. Klasse die ternären Patterns mit Rhythmus-Silben anstatt mit neutralen Silben sage, weil wir das gerade in der 4. Klasse so üben, und die Kinder mich dann mit verwunderten Kulleraugen anschauen.

Oft höre ich als Kommentar bei einer Liedeinführung: «Ah, das Lied kenne ich doch schon, das singt meine Schwester bzw. mein Bruder immer!» So haben auch Geschwister für zu Hause ein gemeinsames Repertoire, worüber ich ab und zu positive Rückmeldungen von Eltern bekomme.

Über die Jahre verwachsen die Kinder immer mehr mit ihrem Repertoire. Nach meinem Eindruck singen sie nun schöner und reiner, und sie musizieren rhythmisch genauer als früher. Spätestens in der 4. Klasse singt jedes Kind «richtig», auch sogenannte «Brummer», welche aus meiner Sicht eher «Sprecher» zu nennen wären.

Es gibt kaum noch Probleme mit falschen Einsätzen oder unklaren Metren. Die Lieder und Instrumentalstücke bleiben den Kindern viel länger im Gedächtnis: beispielsweise spielten wir in der ersten Lektion nach 6 Wochen Sommerferien ohne Probleme und ohne vorheriges Üben einer Hospitationsgruppe 3 Stücke aus dem Programm vom letzten Sommerkonzert vor.

Was sich ebenfalls, fast wie ein Wunder, verändert hat: Singen ist viel weniger «peinlich», sogar in der 6. Klasse. Durch das viele Singen von Patterns und die alltägliche Normalität von kleinen Solo-Beiträgen fühlen sich die Schülerinnen und Schüler darin frei und sicher, sie fürchten sich weniger vor Fehlern und wir haben sehr viel Spaß miteinander.

September 2021, Franziska Auch (Ausbildung A und C 2017)

Julia Kaufmann Zumbrunn, Flötistin, Instrumentallehrerin, Kursteilnehmerin in der «Ersten ergänzenden Ausbildung» 2016-2017

«In der Ausbildung "Die Kunst der Musikerziehung nach MLT" erfahre ich einen neuen Zugang zur Musik. Trotz meiner langjährigen Musikerfahrung habe ich das Gefühl, viel näher an den Ursprung der Musik zu rücken. Ich versuche, mich von meinen oft zu "kopflastigen" Mustern zu befreien und wieder wie ein Kind Musik zu lernen. Ich habe Spass an dem körpernahen Lernen. Vor allem das Singen in der Gruppe berührt mich sehr.

Im Unterricht von meinen InstrumentalschülerInnen hilft mir das erworbenen Wissen, um Probleme anders anzugehen.

Durch die Ausbildung werde ich die Möglichkeit haben, mit kleinen Kindern zu arbeiten und Kinder beim frühen Einstieg in den Instrumentalunterricht besser zu begleiten.

Die Ausbildungstage sind sehr gut aufgebaut und ich gehe immer reich an neuem Wissen und Ideen nach Hause.»

Regula Schwarzenbach, Kursleiterin gordon-musik-lernen für Kinder im Alter von 0-6 Jahren

Regula Schwarzenbach

«Nach meiner Grundausbildung zur MLT-Erzieherin begann ich 2011 auf privater Basis mit einer Gruppe von 4 Kindern im Alter von 0-18 Monaten.

Heute arbeite ich mit über 40 Kindern in allen Altersgruppen, (0-18, 18-36 Monate und 3-6 Jahre). Mütter besuchen die Kurse auch mit ihrem zweiten Kind. Ich erteile Instrumentalunterricht in Gruppen von Schulkindern, die aus den Kursen der informellen Erziehung, das heisst der Vorbereitenden Audiation herausgewachsen sind.

Seit meiner Fortbildung zur MLT Ausbildnerin in Mailand unterrichte ich auch Erwachsene in unzähligen Workshops an Musikschulen und Hochschulen und in den Ausbildungen in Uster und Mailand.

Ich freue mich mit Kindern, Erwachsenen, mit Amateuren und Profis Musik über das Gehör zu lernen und damit zu spielen und zu improvisieren. Dies geschieht in meiner Arbeit nach der Music Learning Theory mit viel Bewegung, in liebevollen Beziehungen voller Spielfreude und Kreativität. Die Qualität die entsteht, wenn wir uns gegenseitig zuhören und Stille zulassen hat etwas Magisches. Wir können uns als Person zeigen und unsere Persönlichkeit durch Musik, im Dialog mit andern Menschen entfalten. All dies ist mir immer wieder Quelle von Lebensfreude und Inspiration.»

 

Irene Honegger, Primarlehrerin

«Die Kinder, die von Regula Schwarzenbach in den MGA* Stunden nach der Music Learning Theory unterrichtet werden, singen schon im Laufe des ersten Schuljahres sehr rein, mit feinen und klangvollen Stimmen. Wir können in der Klasse bereits im Kanon singen. Die Kinder sprechen Rhythmen sehr präzis nach. Das haben meine früheren Schüler der 4. Klasse nicht annähernd so gut gemacht.»

*MGA (Die musikalische Grundausbildung der Musikschule Zürcher Oberland)

Eltern berichten

Wir spielen zusammen!

«Unser Sohn (7) hat aus den Stunden mit Regula Schwarzenbach unglaublich viel mitnehmen können. Inzwischen spielt er Saxophon und ich staune, wie klar Formgefühl, Struktur und Rhythmus durch gordon-musik-lernen bereits angelegt wurden. Ebenfalls sitzt B. immer wieder ans Klavier und spielt sich durch seinen Liederschatz. Das Transponieren geschieht dabei selbstverständlich und völlig natürlich. Der Unterricht nach Edwin E. Gordon war für uns als Familie eine grosse Bereicherung- vielen Dank.» S.F.

«Die Musikkurse sind eine grosse Bereicherung für uns alle. Julia freut sich immer sehr zu kommen. Zu Hause singt sie oft die Begleitmuster, die wir Mütter in der Gruppe singen, dann improvisiert sie dazu, auch perkussiv. Ich empfehle die Kurse, weil die Musik so frei ist, Musik ohne Worte, spontan, als wäre nichts vorprogrammiert. Das können wir als Eltern unseren Kindern nicht auf diese Art bieten. Es ist ein Ort wo die Kinder einfach Kinder sein können, wo sie auf ihre Weise sich selber sind. Regula kann jedes einzelne der Kinder dort abholen, wo es gerade in seiner Entwicklung steht. Es ist eine Zeit, welche wir mit den Kindern ohne technische Hilfsmittel, Medien, Spielzeuge etc. verbringen. Es ist so schön, mit ihnen eine Zeit zu haben, wo nur Körper und Stimme spielen! Für mich sind die Kurse ein wichtiger Baustein für die musikalische Bildung. Die "miam-Konzerte" besuchen wir auch gerne. Julia schwärmt für den Schlagzeuger!» R.B.

 

Wir spielen zusammen!

«Malin singt viel und gerne. Sie kann Töne abnehmen und singt die Lieder, die sie in der Krippe lernt sehr rein. Sie hat ein gutes Gehör und ist überhaupt sehr aufmerksam beim Musik hören. Ihre sprachliche Entwicklung dünkt mich sehr fortgeschritten, wenn ich sie mit dem damaligen Stand der älteren Schwester vergleiche. Es besteht ein grosser Unterschied. Natürlich kann ich nur vermuten, dass es mit der Musiklern Gruppe zu tun hat. Sie kann sich verbal und nonverbal besser ausdrücken, als es die grosse Schwester mit vier Jahren konnte. Ich bin überzeugt, dass diese Kurse ein wertvoller Beitrag sind für die persönliche, sprachliche und Wahrnehmungs- Entwicklung und die Kreativität der Kinder. Jedenfalls kein unterhaltendes Mainstream Angebot.» R.E.

«Amaru singt sehr viel und ist häufig mit Musik in Kontakt. Ich glaube, dass ich in meinem Verhalten als Mutter viel von den Kursen profitiert habe. Ich gebe viel weniger vor, als ich spontan aus meiner Erziehung heraus machen würde. Ich kann eher beobachten, wenn die Kinder singen und tanzen und mich darüber freuen, was alles aus ihnen spontan herauskommt. Ich überlasse den Kindern die Initiative und reagiere darauf. Weniger (Einfluss nehmen) ist auch hier mehr! An den Kursen bei Regula gefällt mir besonders das Lernen ohne vorgegebene Strukturen, die Tatsache, dass jedes Kind anders sein darf und nicht zuletzt die schöne Atmosphäre in den Räumen und den gemütlichen "Znüni-Egge" nach den Stunden. Klar ist es manchmal mühsam auch an meinem freien Morgen früh aus dem Haus gehen zu müssen, aber die Regelmässigkeit und Konstanz finde ich für die Kinder sehr wichtig.»

Letizia Fiorenza, Sängerin, Dozentin ATT®

Letizia Fiorenza

Ich besuchte die ersten 12 Module der MLT-Ausbildung in Rom, weil mich die Ähnlichkeit des Spracherwerbs und des Musiklernens faszinierte und obwohl ich wusste, dass ich nicht mit Kindern damit arbeiten würde.

MLT hat meine eigene Audiation gefördert. Das Hören von verschiedenen Modi, von harmonischen Strukturen und ungewohnten Metren und die tonale Improvisation haben mir wichtige Impulse auch für die freie Improvisation gegeben, die ich als Dozentin für Atem-Tonus-Ton® (ATT) und Improvisation an verschiedenen Instituten unterrichte.

MLT und ATT haben eine innere Haltung gemeinsam, das Hören auf den Körper und auf den Atem, das Hören auf die Musik in uns, die kontinuierliche, modulierte Bewegung und die Achtsamkeit. Beide Arbeitsweisen ergänzen und befruchten einander und vertiefen das Verständnis beider.

Isabella Davanzo, Präsidentin Audiation Institute (2013-2017)

Isabella Davanzo

Eine Erfolgsgeschichte aus Italien
An einem trüben Sonntag  im November 2013 versammelten sich etwa 20 Kolleginnen und Kollegen - alle ausgebildete MLT Erzieher- um einen Verein zu gründen, der durch Lehre und Forschung die Ideen und Konzepte der Music Learning Theory innerhalb demokratischer Strukturen vorantreiben wollten. Während der Nebel einer sonnigen Aufhellung wich, entstand das Audiation Institute mit Sitz in Mailand. Seither bin ich stolze Präsidentin dieses Vereins, der inzwischen bereits 120 Mitglieder zählt. Mit dem Vorstand und einer Gruppe von hervorragenden Ausbildnern und einer Vielzahl von Mitgliedern voller Elan und Engagement ist eine sehr dynamische und lebendige Organisation entstanden. Wir konnten grosse Projekte realisierten. Nebst den Ausbildungsgängen «Die Kunst der Musikerziehung nach der Music Learning Theory von Edwin E. Gordon» in Mailand wurde eine Ausbildung in Izmir in der Türkei durchgeführt. Zur Zeit nehmen wir an einem Erasmus Projekt in Portugal teil und freuen uns über die Zusammenarbeit mit dem Institut music & audiation in der Schweiz. Wir haben MLT VertreterInnen aus den USA eingeladen und im Herbst 2014 in Mailand einen höchst interessanten Kongress mit Exponenten aus verschiedenen angrenzenden Fachgebieten durchgeführt.  Die Liste wäre unvollkommen ohne die Erwähnung der wunderschönen Online Zeitschrift «audiation», die zwei mal jährlich interessante Beiträge zur Musikerziehung, Psychologie, zu Atem und Stimme und aktuelle Erkenntnisse aus der Hirnforschung publiziert.